Engelberg Magazin Nr. 19
Skiläufer am Professorenweg: Mit dem Aufkommen der Wintersai- son wurde der Wintersport zu einem weiteren beliebten Motiv für Ansichtskarten; ca. 1910.
Photographie des Engelberger Pho- tographen, Filmers und Skisprin- gers Walter Kuster (1912–1943), der es verstand, den Wintersport ästhetisch in Szene zu setzen. Sein Photostudio betrieb er im Geschäft seiner Eltern an der Dorfstrasse 30. A picture by Engelberg pho- tographer, filmmaker and ski jumper Walter Kuster (1912–1943), who was a mas- ter at capturing the beauty of wintersports. Kuster set up his photographic studio in his parents’ shop at Dorfstrasse 30.
A skier on Professorenweg (ca. 1910): As winter sports took off in Engelberg, they also became a popular mo- tif for picture postcards
Gruss aus Engelberg Greetings fromEngelberg Text: Katharina Odermatt, Fotos: Sammlung Talmuseum Engelberg
Sie befriedigen nostalgische Sehnsucht, doku- mentieren Landschafts- und Siedlungsentwick- lung, bezaubern mit altmodischem Charme, erfreuen Philatelisten und Lokalhistoriker, bringen Licht in die Familiengeschichte und können ein wahres, wenn auch ungefährliches, Fieber auslösen: alte Ansichtskarten. Auf einer Fläche von zwei Mal (Adress- und Bildseite) knapp 150cm 2 können sie unzählige historische Informationen liefern und sind damit unge- mein leistungsstarke Datenspeicher aus der Vergangenheit. Sammlungstechnisch bestimmt waren und deshalb eine ähnlich niedrige Lebenserwartung wie eine Eintags- fliege hatten. Er wird vor allem für historische Papierprodukte wie Briefköpfe, Kofferkleber, Bierdeckel oder eben Ansichtskarten verwendet. Letztere machen in entsprechenden Sammlun- gen meistens die umfangreichste Kategorie aus. Ein kurzer Blick in die Ansichtskarten-Abteilung von ebay oder ricardo bestätigt dies übrigens. Entgegen ihrer Bestimmung als Kurzbotschaft zum einmaligen Gebrauch wurden Tausende von Karten eben nicht entsorgt – nebenbei: Die Schweizer Post verschickte zwischen 1910 und 1913 jährlich über 100 Millionen Karten ins In- und Ausland! Warum viele dieser Karten aufbewahrt wurden, ist einfach zu verstehen, denn eine ungebrochene Faszination geht von den einfachen Kartonstücken aus: Ob unerwar- teter Dachbodenfund oder längst vergessenes Lesezeichen, das aus einem staubigen Buch flattert – wer heute eine alte Ansichtskarte findet, wird meist innehalten und versuchen, gehören Ansichtskarten zu den sogenannten «Epheme- ra»: Der aus dem Griechischen stammende Begriff bezeichnet Alltagsobjekte, die eigentlich für den einmaligen Gebrauch
ihre Bild- und Textbotschaft zu entziffern. So begann schon manche private Sammlerkarriere. Solche privaten Sammlungen dienten als Grundlage für den 1988 – zur Eröffnung des Tal Museums – erschienenen Bildband «Engelberg in alten Ansichten». Gezeigt und kommentiert wurden 152 historische Ansichtskarten von Engelberg. Die limitierte Auflage von 1000 Stück ist schon lange vergriffen, doch die erhaltenen Exemplare werden als Nachschlagewerk sehr geschätzt und bieten immer wieder Stoff für spannende Unterhaltungen über vergangene
Zeiten, verschwundene Ge- bäude und was einmal war. Das Tal Museum ver- fügt inzwischen, dank dem Ankauf der umfangreichen Sammlung von Alfred Steiner durch die Bürgergemeinde
Postkarten sind leistungs- starke Datenspeicher aus der Vergangenheit.
im Jahr 2005, über einen Bestand von mehr als 2200 Ansichtskarten von Engelberg, der ständig ausgebaut wird und doch – man glaubt es kaum – immer noch nicht vollständig ist. Höchste Zeit also, wieder einmal einen Teil dieses Schatzes aus dem Archiv zu heben und dem interessierten Publikum zu präsentieren. Am 10. Dezember 2016 wird deshalb im Tal Museum die Buchvernissage für den Nachfolgeband zu «Engelberg in alten Ansichten» gefeiert: «Gruss aus Engelberg». Be- gleitet von einer Ausstellung werden vor allem Karten aus dem späten 19. und frühen 20. Jahr- hundert präsentiert – dem «Goldenen Zeital- ter» des Mediums. Thematische Schwerpunkte sind neben der Tal- und Tourismusgeschichte dieser Zeit auch Drucktechniken, einheimi- sche Photographen und Karten-Produktion, geschönte Grafiken und Fotomontagen – und bei manchen Karten wird auch ein Blick auf die Rückseite geworfen. Eine unterhaltsame Reise in die Vergangenheit erwartet alle Besucher!
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