animiert magazin nummer14 sommer

Wer heute an einem schönen Som- mertag auf die Surenenalp wan- dert, der findet dort eine frucht- bare Alp und die Überreste einer Schutzhütte aus der Zeit der Kelten Hikers who visit the Surene- nalp in the summer will find themselves on fertile pasture- land and can visit the remains of an ancient Celtic hut.

Wie die Jungfrau um die Surenenecke bog, erhob sich ein schreckliches Gewitter. Der Sturm- wind pfiff, schwarze Donnerwolken machten den Tag zur Nacht und ganze Garben von Blitzen mach- ten sie wieder zum Tag. Da stürzte sich der silber- weisse Stier auf das laut aufbrüllende Greiss, und als sie aufeinanderkrachten, knallte es so laut, als würde der Himmel zerbersten. Dann wurde es still. Als sich die Urner nach langem, bangem Warten endlich auf die Alp getrauten, da fanden sie auf der Alpweide ein unförmliches, schrecklich zugerichtetes Ungeheuer und nicht weit davon den siegreichen Stier tot in dem Mädchen, doch es war nirgends zu finden. Und wie man auch die Alp absuchte – es blieb für immer verschwunden. Da waren die Urner sehr unglücklich, hatten sie doch die Erlösung der Alp mit dem Leben der Jungfrau teuer bezahlt. Also beschlossen sie, den Kopf des siegreichen Stieres in ihr Wappen und die Jungfrau von Attinghausen auf ewige Zeiten in ihre Herzen aufzunehmen.» Wer heute an einem schönen Sommertag auf die Surenenalp wandert, der findet dort eine fruchtbare Alp und die Überreste einer Schutz- hütte aus der Zeit der Kelten. Vielleicht ist es die Alphütte aus der Sage? Eine Inspektion dieser ältesten Hütte der Alpen beflügelt jedenfalls die Fantasie und hat schon viele Wanderer zur Er- weiterung der bestehenden Sagenwelt inspiriert. Die obige Blockbuster-Legende vom Uri- Stier ist allerdings viel jünger als die Schutzhüt- te. Sie wurde um 1700 erstmals aufgezeichnet und hatte wohl den Zweck, den Urner Besitz der eigentlich auf Engelberger Boden gelegenen seinem Blute. Unter dem Stier entsprang eine neue, wasser- reiche Quelle, die man von da ab den Stierenbach nannte. Schon wollte man in Jubel aus- brechen, da fragte einer nach

Surenenalp zu erklären. Darüber hinaus liefert sie eine Begründung für das Urner Wappen sowie für die Benennung des Stierenbachs, der weiter unten zwar Engelberger Aa genannt wird, bei grossen Regenfällen aber tosen und stieben kann wie der sagenhafte Urner Stier. Und schliesslich erfährt man in der Legende einiges über die damalige Zeit: etwa dass damals in Uri eine gottgegebene Stände- ordnung herrschte, gegen die zu verstossen drastische Konsequenzen hatte – wenn auch nicht immer mit blutrünstigen Ungeheuern.

Oder dass Intellektuelle, also «fahrende Schüler», auf der Nord-Süd-Achse verkehrten, wo sie mit ihrem Wissen aus der Ferne wertvolle Informan- ten waren (und den Infor- mationsvorsprung oft dazu

Eine Wanderung über den Surenen- pass entführt in eine andere Welt.

nutzten, die ungebildete Urner Landbe- völkerung über den Tisch zu ziehen). Wanderung über den Surenenpass nach Attinghausen (Uri)

Route: Engelberg – Wasserfall – Herrenrüti – Alpenrösli – Stäfeli – Stäuber – retour oder wei- ter via Blackenalp – Surenenpass – Eifrutt – Wald- nacht – Scheidweg – Hofstätten – Attinghausen Distanz: 25 km (20 km) Dauer: 6 1 / 2 h (5 h mit Abkürzung) Typ: anstrengend, mit spektakulären Aus- blicken auf die Alpen und den Vierwaldstättersee

32. Surenenpasswanderung am 16. Au- gust 2014, Infos auf www.attinghausen.ch

www.engelberg.ch www.sbb.ch/freizeit-ferien

42 natur | nature

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