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Den Sommer auf einer der schönen Engelberger Alpen geniessen.

Die Viehschau gibt den Züch- tern wertvolle Rückschlüs- se auf die eigene Zucht. The cattle show lets breed- ers know if they are tak- ing the right approach.

The Alpine pastures around Engelberg are a beautiful place to spend the summer.

Aber braun sollte sie sein Hownow, brown cow? Text und Bilder: Beat Christen

Für die Pflege der Landschaft ist schon seit jeher die Bauernsame zuständig. Weidende Kühe sind jedoch weit mehr als Fleisch- und Milchlieferan- ten. Für Regionen wie Engelberg sollten sie robust sein. Dazu ist die hier weit verbreitete Braunviehrasse geradezu prädestiniert. Egal ob mit oder ohne Hörner – Hauptsa- che sie ist braun. Dass die Kühe in und um Engel- berg herum zu einem grossen Teil ein braunes Fell haben, hat mit ihrer Rasse und Zucht zu tun. Braunvieh ist eine original Schweizer Viehras- se, dessen Haltung in der Region Tradition hat.

sind die erst wenige Tage zuvor von den Engel- berger Alpen wieder ins Tal zurückgekehrten Tiere. Die Engelberger Bauern können aus gutem Grunde stolz auf ihr gut gesömmertes Alpvieh sein, das sie an diesem Tag von den Experten be- urteilen lassen. Auch wenn die gestrengen Blicke der meist männlichen Fachleute die Tiere nach Schönheit und Leistung beurteilen und diese in der richtigen Rangfolge aufstellen lassen, ist die Viehschau weit mehr als ein seit Jahrzehn- ten gepflegter Brauch. Für die Viehzucht sind solche Schauen ein wichtiger Gradmesser. Die

Schon im 14. Jahrhundert wird festgehalten, dass neben den Klöstern Muri und Einsiedeln auch das Kloster Engelberg in der Braunviehzucht eine führende Rolle einnimmt. Die Klostergemeinschaft führt

Bauern leben mit ihren Tieren und erhalten so eine Antwort darauf, ob sie mit ihren ganz persönlichen Zuchtzielen auf dem richtigen Weg sind. So richtig Fahrt hat die Viehzucht in Engelberg

Braunvieh ist robust und deshalb wie geschaffen für Engelberg.

heute zwar keinen eigenen Bauernbetrieb mehr, ist aber nach wie vor die grösste Landeigentü- merin und verpachtet das Land an die im Tal berufstätigen Bauern. Der Zucht von Braunvieh wird jedoch in Engelberg nach wie vor eine sehr grosse Beachtung geschenkt. Warum es gerade Braunvieh sein muss, hat unter ande- rem damit zu tun, dass diese Viehrasse wegen ihrer Robustheit für Bergregionen wie Engel- berg geradezu wie geschaffen ist. Und da die meisten Kühe im Sommer auf die umliegenden Alpen getrieben werden, erfüllen sie eines der Zuchtziele ganz besonders – jenes der Fitness. Einmal im Jahr kommt es auch bei der Viehzucht zum grossen Kräftemessen. Dann, wenn jeweils Mitte Oktober die Viehzucht- genossenschaft Engelberg zur traditionellen Viehschau einlädt, dann ist dies jeweils auch ein Treffen der Bauernschaft mit der übrigen Bevöl- kerung des Tals. Ein reger Austausch von Gedan- ken ist dabei ebenso garantiert wie das Philoso- phieren über die Viehzucht. Hauptakteure aber

erst vor 100 Jahren mit der Gründung der Vieh- zuchtgenossenschaft aufgenommen. Das 1893 erlassene Bundesgesetz zur Förderung der Landwirtschaft und die kantonale Verordnung zur Verbesserung der Viehzucht mit der Aus- richtung von entsprechenden Prämien führten hauptsächlich zur Gründung von Viehzuchtge- nossenschaften. Blicken die Engelberger Vieh- züchter heute auf die letzten 100 Jahre zurück, dann können sie dies mit Stolz tun. Die im Tal gezüchteten Tiere haben schon verschiedentlich an regionalen und nationalen Schauen Spitzen- plätze erreicht. Auch wenn sich in den letzten 100 Jahren in der Viehzucht einiges verändert hat, geblieben ist der Umgang mit den Tieren und der Natur. Trotz der vielerorts Überhand nehmenden ökonomischen Effizienz, ist bei den Engelberger Viehzüchtern die Liebe zum Tier und zur Natur geblieben. Viehausstellung, Alpfahrten, weidendes Vieh auf den Alpen und im Talboden zeigen, dass Brauchtum und bäu- erliche Kultur heute mehr denn je gefragt sind.

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kultur | arts+culture

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