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Einer der Rebstöcke des klös- terlichen Rebgutes am Bieler- see. Aus den Trauben wird der neue Kloster-Wein gekeltert. These grapes growing at the Abbey vineyard on Lake Biel will be vinified into the new Abbey wine.

EigenerKlosterweinzumJubiläum Raising a glass for the jubilee Text: Beat Christen, Fotos: Beat Christen/Benediktinerkloster Engelberg

Drei Hektar Rebgut an bester Lage am Bielersee: Das Benediktinerkloster Engelberg kaufte vor einem Jahr einen Teil jenes Rebguts zurück, dessen Besitzerin es von 1235 bis 1433 schon einmal war. Die ersten 1‘500 Flaschen des klostereigenen Weins werden im Juni 2018 nach Engelberg geliefert. Als vor einem Jahr das Benediktinerklos- ter Engelberg den Erwerb von einem knapp drei Hektar grossen Rebgut an bester Lage direkt am Bielersee bekannt machte, war die Überraschung gross. Als Vorsteher des Klosters bezeichnet Abt

Getränk kennt. Und so überrascht es nicht, dass das Benediktinerkloster Engelberg auch nach dem Verkauf des Rebgutes am Bielersee weiter- hin Rebstöcke sein Eigen nannte. Doch der ab 1433 erfolgte Versuch des Klosters, am Ufer des Zürichsees in Küsnacht Wein zu produzieren, war ebenso wenig vom Erfolg gekrönt, wie die zwischen 1418 und 1579 erfolgte Bewirtschaftung eines Rebgutes in Merlischachen bei Küssnacht am Rigi. Die erhoffte Qualität des klosterei- genen Weins entsprach nicht immer den ge- stellten Ansprüchen, so dass man im Jahre 1579

Christian Meyer diese Handän- derung «als Glücksfall. Denn erst die fehlende Nachfolgere- gelung des seit Jahrzehnten in Familienbesitz stehenden Reb- gutes hat uns diese einmalige Chance des Wiedererwerbes

die eigene Weinproduktion gänzlich aufgab. Doch ganz ohne Wein ging es dann doch nicht. Noch heute legen die grossen Weinfässer im Klos- terkeller Zeugnis davon ab, dass hier Jahr für Jahr grössere

Für einen regeltreuen Benediktiner ist der Wein kein Gegensatz zum Klosterleben.

eröffnet. Immerhin war das Rebgut von 1235 bis 1433 schon einmal im Besitz unseres Klosters.» Nach dem damaligen Verkauf der Liegenschaft an Private blieb der Name Engelberg bis heute als Erbe der Engelberger Mönche am Bielersee beste- hen. Die Schiffsanlegestelle mit dem Namen «En- gelberg», das Restaurant «Engelberg» sowie ein direkt an der Hauptstrasse stehendes Rebhäus- chen, an dessen Front mit grossen Lettern «Reb- gut Engelberg» geschrieben steht, halten die Er- innerung an die ehemaligen Besitzer wach. Das Rebhaus gehört nun ebenfalls wieder dem Be- nediktinerkloster Engelberg. Und auch Trauben, die in der Vergangenheit aus den Reblagen von «Engelberg» am Bielersee gekeltert worden sind, haben den Namen «Kloster Engelberg» getragen. Das Kloster und der Wein – für einen regeltreuen Benediktiner ist dies kein Gegensatz. Spricht doch schon der Heilige Benedikt in seiner Regula ausdrücklich vom Anteil Wein, der jedem pro Tag zukommen soll. Ganz abgesehen von der Heiligen Schrift, die den Wein als alltägliches

Mengen des köstlichen Rebensaftes eingelagert worden sind. Der Wein kam dann nicht mehr aus dem Norden, sondern aus dem Süden. Die grosse Nachfrage aus Norditalien nach Käse aus dem Kloster, führte im 17. Jahrhundert zu einem regen Handel. Die Säumer transportier- ten auf den Rücken ihrer Pferde den mit dem Klosterstern versehenen Käse über den Gotthard und im Gegenzug gelangten Wein und andere Lebensmittel wie Reis aus Italien nach Engelberg. Den Zeitpunkt, das Weingut am Bielersee wieder in Klosterbesitz zu wissen, betrachtet Abt Christian Meyer als ideal. «Es ist unser erklärtes Ziel, unseren Gästen anlässlich des 900-Jahr- Jubiläums unseres Klosters im Jahre 2020 den eigenen Wein ausschenken zu können. Damit kann unsere Klostergemeinschaft wieder an die während Jahrhunderten gepflegte Tradition anknüpfen.» Dass es überhaupt so weit kommen konnte, ist ein grosser Verdienst von Keller- meister Pater Patrick Ledergerber und der eigens eingesetzten Rebgutkommission. Dieser gehören

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