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Die älteste Abbildung des Heiligen Niklaus von Flüe (1417-1487), genannt Bruder Klaus, aus dem Jahr 1492. The oldest known image of Saint Nicholas of Flüe (1417- 1487), known as Brother Klaus, dates from 1492. (Copyright: Bruder-Klaus- en-Stiftung Sachseln)

Die Lithographie «Bruder Klaus pilgert nach Engelberg» des Benediktinerpaters Karl Stad- ler aus dem Jahr 1989 greift die Legende auf, wonach der Heili- ge zu Lebzeiten jeweils einmal jährlich das Hochtal besucht habe. The lithograph Bruder Klaus pilgert nach Engelberg (1989) by Benedictine priest Karl Stadler takes up the legendary tale of how Nicholas used to visit Engelberg Valley once a year.

(Photo: Frater Benedikt Locher)

BruderKlaus undEngelberg Our beloved brother Text: Mike Bacher

Dieses Jahr sind es 600 Jahre her, seit der Schweizer Landespatron Niklaus von Flüe geboren wurde. Bruder Klaus, wie er hier genannt wird, lebte als wohlhabender Bauer und geachteter Politiker auf dem Flüeli in Sachseln (Kanton Obwalden). Im Jahr 1467 zog er sich von seinem Umfeld zurück und lebte als Ere- mit im Ranft, nicht weit von seiner Familie entfernt. Im Laufe der Zeit wuchs nicht nur sein Ruf als bekannter Mystiker, sondern er wurde auch aus ganz Europa um Rat angefragt. 1481 gelang

der Nachwelt überliefert. Sie geben uns einen tiefen Einblick in sein Verständnis der Mystik. Mit dem Kloster Engelberg selber stand Bruder Klaus in kritischer Distanz. Dennoch wurde es nach seinem Tod zu einem wichti- gen Zentrum der Verehrung von Bruder Klaus. Speziell Abt Jakob Benedikt Sigrist (im Amt 1603-1619), der selber aus Obwalden stammte, förderte diese und die Wallfahrt nach Sachseln. Im Hinblick auf das Gedenkjahr 2017 wur- den über hundert Projekte in Zusammenhang mit dem Heiligen Bruder Klaus lanciert, welche

sogar auf seinen Rat hin eine Vermittlung zwischen den zerstrittenen eidgenössischen Orten, womit ein Bruderkrieg verhindert werden konnte. Von dieser Zeit an besass er den Ruf eines Friedensstif-

vom Trägerverein «Mehr Ranft – 600 Jahre Niklaus von Flüe» koordiniert und teilweise or- ganisiert werden. Dazu gehört etwa das Visionsgedenkspiel «vo innä uisä», welches vom 19. August bis 30. September

Bruder Klaus gilt in der Schweiz als wichtiger Heiliger.

ters. Bereits kurz nach seinem Tod 1487 wurde von Wundern berichtet, die auf seine Fürbitte hin geschehen waren. 1649 wurde er selig- und 1947 schliesslich heiliggesprochen. Bis heute gilt er in vielen Teilen der Welt, und natürlich speziell in der Schweiz, als wichtiger Heiliger. Es existierten einige Beziehungen zwi- schen Bruder Klaus und Engelberg. Eine fromme Legende berichtet, dass er jeweils am Bene- diktstag (21. März) zu Fuss von seiner Klause im Ranft nach Engelberg gewandert sei, um die Mönche und seine hier verheiratete Tochter zu besuchen. Auch wenn diese Legende historisch kaum zutreffen dürfte, besass er einen engen familiären Kontakt zur Region. Seine Mutter Hemma Rubert stammte aus Wolfenschiessen. Ebenso heirateten zwei seiner Töchter nach Alt- zellen, einem Weiler oberhalb der Strasse nach Engelberg. Die Tochter Verena von Flüe hatte sogar einen gebürtigen Engelberger als Mann. Dank dieser «Engelberger Linie» von Bruder Klaus wurden drei seiner wichtigsten Visionen

2017 in Sachseln aufgeführt wird. In Engelberg selber wird anlässlich der Feier zum 1. August die neu restaurierte Bruder Klaus-Statue aus dem Jahr 1941 im Rahmen des ökumenischen Festgot- tesdienstes eingesegnet. Am 24. September 2017 findet schliesslich in Sachseln der Fest- und Ge- denkgottesdienst statt, zelebriert von Kardinal Kurt Koch. Hinzu kommen zahlreiche Referate, Ausstellungen und Publikationen über ihn. Die Liste der Veranstaltungen kann im Internet unter www.mehr-ranft.ch eingesehen werden. Im Hinblick auf das Jubiläum erschien als Band 34 der Reihe «Engelberger Dokumen- te» ein Büchlein zum Thema «Bruder Klaus und Engelberg». Dieses beschäftigt sich mit den Bezügen zwischen dem Heiligen und dem Hochtal. Das Werk kann in der Buch- handlung Höchli, im Talmuseum und bei der Gemeindekanzlei erworben werden.

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