Engelberg Magazin Nr. 27
SUMMER
lernte sie schon von klein auf vieles über Kräuter, Blumen und deren Wirkung. «Viel Wissen habe ich von meiner Grossmutter übermittelt bekom- men. Meine Mutter hatte mit ihren zwölf Kindern weniger Zeit», erzählt sie. Als Bäuerin hat sie stets mit der Natur und deren Rhythmus gearbeitet. Heute führt ihr Sohn mit dessen Frau den Hof. Sie hilft noch fleissig mit und kehrt kaum einmal von der Alp Zieblen zurück, ohne etwas gesammelt zu haben. «Ich habe immer ein Säcklein dabei und trage gerne Hosen mit grossen Seitentaschen», verrät die aufgestellte Engelbergerin. DIE PERFEKTE ERNTEZEIT Die Wildkräuter und Blüten verwendet sie haupt- sächlich für ihre Teemischung. Von Frühling bis Herbst sammelt und trocknet sie die Pflanzen, welche dann zu einem Tee zusammengemischt werden. Einen Grossteil ihrer Sammlung, sorg- fältig in einer Teekiste aufbewahrt, braucht sie für sich, ihre Familie und ihre Freunde. Den Rest verkauft Schwiegertochter Helena Scheuber, wel- che gerne Honig (Tannenschössling, Löwenzahn) oder Creme (z.B. mit Ringelblumen) herstellt, amWeihnachtsmarkt. Die beiden ergänzen sich perfekt. Martha hat seit ihrer Pensionierung mehr Zeit zum Sammeln, Helena kann sich die Verarbeitung neben Arbeit mit Hof und vier Kindern zuhause gut einteilen. Doch auch Martha Scheuber selbst hat nicht immer so viel Zeit und Flexibilität, um alle Vor- gaben beim Sammeln berücksichtigen zu können. «Wildkräuter sollten etwa um elf Uhr gepflückt werden. Dann ist der Tau weg, die Pflanzen haben aber noch nicht zu viel Sonne erwischt», erklärt sie. Das könne sie natürlich nicht immer einhalten. «Und auf den Mond kann ich schlicht nicht auch noch schauen», sagt Martha lachend. Aber grund- sätzlich sei es wichtig, die Pflanzen erst dann zu ernten, wenn sie blühen. Ihr Wissen ist immens und macht Eindruck. Wäh- rend wir laufen, erklärt sie diese und jene Pflanze – Silbermänteli, Frauenmänteli, Eisenhut, Augen- trost, Steinbrech, Spitzwegerich, Skabiose, Alpen- dost und so weiter. Auch wenn etwas nicht essbar ist, aber schön aussieht, freut sie sich von Herzen. Das Kleine Waldvöglein etwa, eine sehr seltene und geschützte Pflanze aus der Familie der Orchi- deen, entdeckt Martha voller Freude. «Diese Blüte ist doch einfach wunderschön.» Auch der Amei- senhaufen amWegrand entlockt ihr ein Lächeln und ihr Gesicht strahlt, als sie eine reife Himbee- re in den Mund steckt.
VIEL ZEIT IN DER NATUR Auch in ihrem Garten zieht Martha Scheuber neben Gemüse verschiedene Kräuter und Pflan- zen (z.B. Lavendel, Thymian, Goldmelisse oder Pfefferminze). Sie macht daraus nicht nur Tee, sondern verwendet die Pflanzen in der Alltags küche zumWürzen sowie zur Dekoration von Tisch oder Geschenken. Diese Kräuter gedeihen auch sehr gut auf dem heimischen Balkon oder Garten und runden ein feines Gericht hervor- ragend ab, erklärt sie uns. Im Spätsommer trifft man Martha zudem beim Pilzsammeln an. Die Engelbergerin beweist auf unserer Wande- rung, wie man auf einfachste Weise einheimische, gesunde Lebensmittel geniessen und zur Heilung nutzen kann, dies alles kostenlos. «Manchmal geht man vergebens, weil die erhoffte Pflanze noch nicht reif ist», erzählt Martha. Doch ist es vergebens, wenn man dafür Zeit in der wunder- baren Natur verbracht hat?
TEE-TIPP Wenn wir schon so viel über Kräuter und Tee geschrieben haben, möchten wir euch diese zwei Tipps nicht vorent- halten: In der Dorfstrasse finden sich mit «The Tea Room» und der «My Tea Lounge» gleich zwei perfekte Treffpunkte für Teegeniesser. RECOMMENDED DRINKING After all this information about some of the herbs used in teas, you might like to know where you can drink them. Dorfstrasse has two wonderful spots to linger over a cuppa.
The Tea Room Dorfstrasse 29, Engelberg www.the-tearoom.ch My Tea Lounge Dorfstrasse 10, Engelberg www.mybeautylounge.ch
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HEROES OF NATURE
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