Jahresbericht 20_21

CORONA HAT DIE TOURISMUSINDUSTRIE WEIT- GEHEND LAHMGELEGT UND NICHT NUR ENGEL- BERG HART GETROFFEN. WIE BEURTEILT IHR DAS GESCHÄFTSJAHR 2020 / 2021 AUS SICHT DER TOURISTISCHEN LEISTUNGSTRÄGER? Andres Lietha: Es war ein sehr schwieriges Jahr und auch in Engelberg hatten wir harte Zeiten. Allerdings schätzen wir uns in einer privilegierten Situation, denn wir wohnen da, wo andere Ferien machen. Wirtschaftlich gesehen zeigt sich ein sehr heterogenes Bild: sowohl Hotels, Gastronomie wie auch Bergbahnen verzeichnen sehr grosse Einbus- sen, während beispielsweise das Handwerksgewer- be oder der Detailhandel mit einem blauen Auge davonkamen. Betriebe, welche stark auf internationale Gäste aus- gerichtet sind, haben aufgrund der Reiseeinschrän- kungen sehr viel von ihrem kommerziellen Niveau verloren, was nur schwer wieder aufzuholen ist. An dieser Stelle aber muss erwähnt werden, dass die staatlichen Hilfen und Instrumente wie Kurzarbeit und Härtefallregelung gut funktioniert haben – ich wüsste jedenfalls von keinem Betrieb, der wegen Corona Konkurs anmelden musste. Vielmehr hat mich überrascht und beeindruckt, wieviel in tou- ristische Infrastruktur investiert wurde, trotz der schlechten Wirtschaftslage. Das zeigt, dass die Leis- tungsträger an eine aufblühende Zukunft glauben, was mich freut und zuversichtlich stimmt. Stephan Oetiker: Ja, es war ein sehr herausfordern- des Tourismusjahr und ich glaube, dass die grossen Auswirkungen von Corona erst noch spürbar werden, denn noch immer sind wir gewissermassen in einem «survival modus». Die entscheidende Frage wird sein, was die Konklusion aus dem Ereignis ist. Diejenigen Betriebe, welche nicht ins alte Fahrwasser zurück- kehren, sondern neue, nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln, haben eine erfolgreiche Zukunft vor sich; davon bin ich überzeugt. Es ist eine Stärke von Engelberg, dass wir nicht im Jammertal versinken, sondern mit guten, innovativen, mutigen Konzepten vorwärts denken und an das immense Potential glauben.

WELCHE AUSWIRKUNGEN HATTE DIE PANDEMIE AUF DIE ARBEIT DER ETT AG?

Andres Lietha: I ch hatte zu vielen meiner Mitarbei- terinnen und Mitarbeitern physisch nur wenig Kon- takt, was aber ja bei einem Neueinstieg als Direktor unabdingbar wäre. Dass ich dann mit meinem Team gleich auch noch eine Krisensituation zu bewältigen hatte, war einerseits schon eine grosse Herausfor- derung. Dank einer guten Zusammenarbeitskultur unter allen Leistungsträgern und Partnern sowie Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern, ist uns dies aber gut gelungen. Andererseits konnten wir bei der ETT AG weitgehend normal weiterarbeiten und unsere Leis- tungen aufrechterhalten.

Die Touristinfo hatte sogar deutlich mehr zu tun als in «normalen» Zeiten. Wir hatten zahlreiche Anfragen per Telefon oder Mail und man merkte, dass viele Gäste kamen, welche Engelberg noch nicht kennen und teilweise noch nie in den Bergen waren. Zudem gab es viele Stornierungen oder Umbuchungen und wir machten im vergangenen Jahr zahlreiche Arbeiten mehrmals, was unüblich und nicht sehr effizient ist, aber Kundenservice darstellt und deshalb sehr wich- tig war. Ebenso brachte die Eventplanung mit vielen Leerläufen, Anpassungen und Absagen anstrengende und wenig erfreuliche Arbeit mit sich. Deshalb möch- te ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren unermüdlichen Einsatz zu Gunsten Engelbergs herzlich danken. Im Bereich Marketing, unserer Kern- aufgabe, waren wir – trotz oder gar wegen Homeof- fice – sehr produktiv. Wir haben alle Produkte über- arbeitet und gleichzeitig unseren Fokus vermehrt auf Schweizer Gäste gerichtet. Als Drehscheibe für alle Leistungsträger haben wir in der Krisenbewältigung unser Bestes versucht. Stark gelitten hat aber insbe- sondere die gemeinsame Produkteentwicklung und damit die Erneuerungskraft im Angebot.

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