Jahresbericht 20_21

WIE WIRD SICH DER TOURISMUS IN ENGELBERG LÄNGERFRISTIG ENTWICKELN?

INWIEFERN BRAUCHT ENGELBERG SOMIT GRUNDLEGEND EINE NEUE STRATEGIE?

Andres Lietha: Wir wollen Engelberg in Zukunft noch stärker als Feriendestination und nicht nur als Ausflugsziel positionieren. Die sehr gute und schnelle Erreichbarkeit unserer Destination soll nicht nur bei Tagesgästen eine Rolle spielen, son- dern eben auch zu einem mehrtägigen Aufenthalt animieren. Stephan Oetiker: Wir werden mit dem Titlis zu denjenigen Destinationen gehören, welche noch lange Skitourismus anbieten können. Allerdings gehen wir davon aus, dass in 10-15 Jahren Skifah- ren ein Nischenangebot sein wird und da gilt es nun die Weichen zu stellen. Unser Privileg ist, dass wir schon jetzt im Sommer eine ähnlich hohe Wert- schöpfung wie im Winter generieren und eine sehr gute Basisinfrastruktur (Energie, Bildung, Mobilität) haben, was ein riesiger Wettbewerbsvorteil ist, den es zu nutzen und weiter auszubauen gilt. Andres Lietha: Ich werde oft gefragt, ob Engel- berg denn nun vermehrt auf den Schweizer Gast setzt. Engelberg wurde in Vergangenheit oft auch als Vorzeigedestination genannt und insbesondere wegen unserer guten Ganzjahres-Auslastung von anderen beneidet. Dies alles funktioniert nur mit einem guten Mix aus Schweizer Gästen und interna- tionaler Kundschaft, mit einer Ausrichtung sowohl auf Individualreisende wie auch auf Gruppenreisen und mit einem gleichwertigen Fokus auf die MI- CE-Branche genauso wie auf Familien-Erlebnisse oder coolen Events. Anders gesagt: ein ausgegliche- ner Mix macht’s aus und da dürfen wir nicht nur auf den Schweizer Gast setzen, denn der kommt primär in den Schulferien, am Wochenende und bei Schön- wetter. So gesehen brauchen wir unbedingt meh- rere Standbeine. Auf der anderen Seite hatten die Fernmärkte in der Vergangenheit schon einen sehr grossen Anteil und da wollen wir uns entsprechend ausgeglichener orientieren.

Stephan Oetiker: Es braucht nicht eine grundle- gend neue Strategie, sondern eher ein Zusammen- rücken. Mittelfristig wird entscheidend sein, ob es Engelberg gelingen wird, aus den vielen Chancen und Opportunitäten eine gemeinsame Stossrich- tung zu definieren - als ganze Destination, sprich als starke Einheit zwischen der ETT AG, der Ge- meinde, den touristischen Leistungsträgern, des Klosters, den Zweitwohnungsbesitzern, den Bewoh- nern und dem einheimischen Gewerbe. Und genau da haben wir noch Nachholbedarf: wir sind auf den einzelnen Leistungsträgern sehr stark disponiert, aber als Einheit mit einer gemeinsamen Ausrich- tung können wir noch verbindlicher zusammenar- beiten und gemeinsam wachsen. Dass dies gelingt, ist eine gemeinsam entwickelte Strategie das eine, konkret umgesetzte Massnahmen und Aktionen sind das andere. Hier wünsche ich mir eine stärkere Verschmelzung zwischen den vorher genannten Ak- teuren, denn in Engelberg ist Tourismusentwicklung immer auch Lebensraumentwicklung und somit Gemeindeentwicklung.

Andres Lietha: Ein gutes Beispiel hierfür ist die Ausrichtung auf Familien: Sowohl die Brunnibah- nen wie auch die Titlisbahnen haben in den letzten Jahren sehr viel in das Segment Familien investiert. Noch aber gibt es wenige Hotels, welche ebenso konsequent diesen Weg gehen. Unsere Aufgabe ist es deshalb, dass die Leistungsträger auch strate- gisch vermehrt zusammenarbeiten und Angebote besser verkoppelt werden.

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