animiert magazin nummer14 sommer

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lberg

magazin

Sommer 2014

event highlights IM soMMer

weitere infos und Anmeldung

www.titlis.ch/ events

biker-gnuss Zeig dein Fahrkönnen oder übe dich im Parcours. Stärkung gibts im Bärghuis Joch- pass, Frühstucksbüffet oder Pasta Buffet. 10. August 2014 auf dem Jochpass

cAndlelight dinner Du geniesst einen romantischen Abend im Restaurant auf dem Gipfel des TITLIS. Samstags, einmal monatlich bei Vollmond

1. August Die ersten auf dem Gipfel mit Sonnenauf- gang. Anschliessend stärken beim Früh- stücksbüffet. 1. August 2014 auf dem TITLIS

knorrli erlebnistAg Knorrli ist vor Ort für die kleinen Gäste und für die grossen Gäste gibt es volks- tümliche Unterhaltung 29. Juni und 14. September 2014 auf Trübsee

ice festivAl Mit dem Snowtoy locker flockig den Hang runter sausen – ein Mega-Spass für die Kleinen. 6. Juli 2014 auf dem TITLIS

bergtrophy Zu Fuss den Dreitausender bezwingen - eine Herausforderung für Familien bis Leistungssportler!

Alp event trübsee Leben wie die Älpler und essen wie die Älpler. Ein Erlebnistag für alle. 19. Juli 2014 rund um den Trübsee

23. August 2014 (Verschiebedatum 24. August)

www.titlis.ch

TITLIS | BERGBAHNEN, HOTELS & GASTRONOMIE cH-6391 ENGELBERG | ScHWEIZ | TELEfON +41 (0)41 639 50 50

Titelseite: Plakat um 1938, Grafiker und Herausgeber unbekannt Frontcover: Poster from ca. 1938; designer and publisher unknown

Inhaltsverzeichnis Contents

3 editorial 4 statements

Den Jungen etwas Gutes weitergeben A good inheritance

8 fokus | focus

Saugende Tiefe in der Titlis-Nordwand Sca ling the nor th face of the Titlis

12 inside

Goliath gegen David Dav id takes on Goliath

16 events

Engelberg, ein extra-starker Gastgeber Ex tra-strong in Engelberg

20 hotellerie | the hotel industry

Impressum – Publishing information

Kreative und andere Höhenflüge High ly creative

Herausgeberin – Publisher : Engelberg-Titlis Tourismus AG

26 kultur | arts+culture

Redaktionsteam – Editorial team : Charles Christen, Frédéric Füssenich, Mirjam Infan- ger-Christen (Leitung/ head ), Marco Zemp Übersetzungen: English Express, Berlin Anschrift – Address : Engelberg-Titlis Tourismus AG Redaktion «Engelberg Magazin», Klosterstrasse 3 CH-6390 Engelberg engelbergmagazin@engelberg.ch www.engelberg.ch Gestaltung/Produktion – Design/production : WerbeTypoGrafik, Hampi Krähenbühl, Fürigen Comic: Ludwig Hess, Adligenswil Schrift – Font : Matter Bold (© Urs Lehni); TheSerif (© FontShop) Druck – Printing : Engelberger Druck AG, Stans Auflage – Print run : 14’000 Exemplare/ copies Abonnement – Subscription : Schweiz CHF 20.–/ Ausland CHF 30.– Erscheinungsdaten 2014: Anfang Oktober 2014 Redaktionsschluss: 15. August 2014 Dates of publication in 2014: Early October 2014 The deadline for submissions is eight weeks prior to publication. neutral Drucksache 01-14-614848 myclimate.org

Schlüssel zum Herzen Striking the right chord 30 gastronomie | food+drink Feuer und Heimat Traditiona l Swiss comfor t 34 blick zurück | looking back

«… die Alpen und die andere Welt» “In the A lps and the other world ”

38 natur | nature

Der Stier von Uri The legend of the Bu ll of Uri

50 shopping

Vom schönsten Gut An Engelberg institution

54 seitenblicke | news 61 service

1

Gürtel Taschen Interieur Accessoires

Schuhe Kleider Schmuck

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10.04.14 13:41

Frédéric Füssenich Direktor Engelberg- Titlis Tourismus AG Frédéric Füssenich Director, Engelberg- Titlis Tourismus AG

Liebe Leserinnen und Leser

Dear Readers,

Der Titlis hat viele Gesichter: Er ist einer der meistbesuchten Berge der Al- pen. Aber haben Sie auch gewusst, dass der Titlis mit seiner Nordwand die schwers- ten Kletterrouten der Schweiz bietet? Es gibt viele Möglichkeiten, in Engelberg zu übernachten. Die wohl «urchigste» Variante findet man in der auf 1956 m ü. M. gelegenen Spannorthütte. 1880 eröffnet, hat sie nichts von ihrem damaligen Charme eingebüsst. Mit Silvia Hurschler Bieri hat Ende 2013 eine Engelberge- rin das Zepter als Hüttenwartin übernommen. Auf der Surenenalp spielt eine der ältesten und spannendsten Sagen der Schweiz. Lassen Sie sich in dieser Ausgabe in die Welt von Frevel, Mut, Ungeheuern und Jungfrauen entführen. Eine amüsante Geschichte ist jene, wie Engelberg zu seinem Bier «Klosterbräu» gekom- men ist. Wir erzählen Ihnen, was passiert, wenn ein paar wackere Engelberger Eidgenossen sich über Biervögte aus Holland lustig machen. Es gibt sie noch, die Orte in Engelberg, wo man glaubt, die Zeit sei stehengeblieben, und sich das unbestimmte Gefühl von Hei- mat ausbreitet. Die Papeterie Höchli ist mit ihrer 126-jährigen Geschichte ein solcher Ort und Zeugnis gelebter Kultur. Alex Höch- li mit seiner unnachahmlichen, charman- ten Art hält das Erbe seiner Familie hoch. An Pfingsten wird der spektakulärste Hindernislauf der Schweiz, der «Fisherman’s Friend StrongManRun» zum zweiten Mal in Engelberg ausgetragen. Viel Spass und eine gesunde Portion Wahnsinn sollte man mitbrin- gen, um sich mit 6500 verkleideten Artgenossen auf die 20 Kilometer lange Strecke zu begeben. Lassen Sie sich auf den nächsten

The Titlis has many faces. It may be one of the most-v isited mountains in the A lps but did you know that its nor th face ac tua lly has the most dif f i- cu lt climbing routes in Switzerland? There are many places where you can spend the night in Engelberg. The most rus- tic of a ll is probably the Spannor t Lodge, perched at 1,956 metres above sea level. The lodge opened in 1880 and has lost none of its origina l charm. In late 2013 Engel- berg native Silv ia Hursch ler Bieri took over the baton as the lodge’s new warden. The Surenena lp is home to one of Swit- zerland ’s oldest and most exciting legends. In this edition you can read a shocking ta le of sinners and heroes, maidens and monsters. For some comic relief, turn to our ac- count of how Engelberg’s own K losterbräu beer came into being – the happy ending to a stor y of a few va liant Engelbergers who took on a Dutch beer behemoth and won. There are still a few spots in Engelberg where time seems to have stood still, in the best possible sense of the phrase. With its 126- year histor y, Höch li bookshop and stationer’s is just such a place, where the inimitable A lex Höch li is keeping his family tradition going with his mi x of charm and business knowledge. This Whit weekend, the most spec- tacu lar obstacle course in Switzerland hits Engelberg once more, when the Fisher- man’s Friend Strongman Run returns for a second time. Par ticipants need to have a sense of humour and a good por tion of lu- nacy to compete against 6,500 other rac- ers in fancy dress over the 20 km course. We hope this edition of Engelberg Magazine inspires you to spend a fascinating summer of f un as our guests here in Engelberg.

Seiten für Ihren Aufenthalt in Engelberg inspirieren und geniessen Sie den Som- mer am besten bei uns in Engelberg!

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editorial

Knapp 1000 Einwohner von En- gelberg besitzen das Bürgerrecht. Just under 1,000 Engelberg inhabitants are eligible to vote at the community organisa- tion’s general meeting.

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statements

Sepp Infanger ist seit 2004 Bürgerpräsident.

Sepp Infanger has been presi- dent of Engelberg’s community organisation since 2004.

(Photo: Andrea Hurschler)

Den Jungenetwas Gutesweitergeben A good inheritance Text: Andrea Hurschler; Fotos: ETT/Christian Perret

«Es ist ein ehrenvolles Amt», sagt Josef Infanger zu seiner Aufgabe als Bürgerpräsident. Er ist stolzer Engelberger Bürger – was sein lupenrei- ner Dialekt eindrücklich unterstreicht – und deshalb auch stolz darauf, dem Bürgergemein- derat vorstehen zu dürfen. Zusammen mit einer Ratskollegin, fünf Ratskollegen und der Bürgerschreiberin leitet er die Geschicke der Bürgergemeinde. Zur Haupttätigkeit gehört der Forstbetrieb, der vom Förster Thomas Achermann geführt wird. Schliesslich besitzt die Bürgergemeinde

gern sind etwa 800 stimmberechtigt. Da das Eigentum der Bürgergemeinde über das ganze Tal verteilt ist, kommen immer wieder Leute auf den Rat zurück und möchten einen Weg oder ein Grundstück nutzen. «Wir handeln bei Entscheidungen im Sinne der Öffentlichkeit, denn wir wollen zur Attraktivitätssteigerung beitragen», erklärt Infanger. Im Hinterkopf hat der Familienvater auch immer die nächste Generation: «Es ist mir ein Anliegen, dass wir den Jungen etwas Gutes weitergeben können.» Bei all diesen Aufgaben handelt der

über 800 Hektaren Wald, hat gut 700 Hektaren vom Kloster gepachtet und bewirtschaftet zudem einen grossen Teil der 500 Hektaren Privatwald. Doch zum Besitz zählen auch land- wirtschaftliche Nutzflächen,

Bürgerpräsident als Unter- nehmer. Eine sehr wichtige Aufgabe aber übernimmt der Rat in politischer Sache: Er hat die Einbürgerungen unter sich. Obwohl vieles vom Bund vorgeschrieben und kontrol-

«Wir stehen dem Engelberger Bürger gegenüber in der Verantwortung.»

ein Mehrfamilienhaus, der Parkplatz Dürrbach, diverse Aktien sowie sämtliche Talkapellen. Wer die unvollständige Auflistung des Besitzes liest, ahnt, wie vielseitig das Präsidentenamt ist. Besonders als Sepp Infanger 2004 als 32-Jähriger Bürgerpräsident wurde, musste er sich in vieles einlesen. «Es war schwierig zu wis- sen, welches Stück Land nun der Bürgergemeinde gehört, wo die Grenzen verlaufen und was für Abmachungen einmal getroffen worden waren», erinnert er sich. Auch heute weiss der Bauer nicht alles auswendig. Doch er kann auf ein gro- sses Archiv zurückgreifen oder die anderen Räte fragen. Die Zusammenarbeit untereinander sei sehr gut, und auch wenn es an einer der monat- lichen Sitzungen etwas härter zu und her gehe, «nachher gehen wir zusammen eins trinken». Im Bürgerrat entscheidet die Mehrheit, wird aber, beispielsweise für einen neue Forst- maschine, mehr als 50’000 Franken gebraucht, muss der Antrag vor die jährliche Versamm- lung. Von den knapp 1000 Engelberger Bür-

liert wird, gilt es, die Integration der Gesuch- steller genau zu überprüfen. «Wir machen das sehr gewissenhaft, denn wir stehen dem Bürger gegenüber in der Verantwortung.» Dass die Einbürgerungen nicht zur Lieblingsarbeit des Präsidenten gehören, verheimlicht er nicht – es sei ein notwendiges Übel. Insgesamt aber be- zeichnet er die Arbeit als Freude. Sie erweitere seinen Horizont und sei auch eine Lebensschule. Wie viel Arbeit er in das Amt steckt, weiss er nicht genau, denn ein festes Pensum hat Sepp Infanger nicht. «Ich habe aber jeden Tag damit zu tun», erzählt er. Irgendwo tauche immer eine Fra- ge auf. «Es ist sicher ein Vorteil, dass ich als Bauer meine Arbeit selbstständig einteilen kann.» Die Bürgerräte müssen nicht Mitglied in einer Partei sein, der Amtszeitbeschränkung von 16 Jahren sind sie aber dennoch unterworfen. Sechs Jahre hat der 40-Jährige noch vor sich. In zwei Jahren möchte er sich für die letzten vier Jahre nochmals zur Verfügung stellen – und sich so weiterhin für das Wohl von Engelberg einsetzen.

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statements

Sepp Infanger ist leidenschaftli- cher Bauer. Als Bürgerpräsident denkt er unternehmerisch. Sepp Infanger is a farmer by vocation, but his role as president of the local commu- nity organisation means he has to think like an entrepreneur.

“It’s an honourable position,” says Josef Infanger of his role as president of Engelberg’s commu- nity organisation (Bürgergemeinde). The Engelberg native is proud to be in charge of the seven-strong council that decides the destinies of the community. One of the organisation’s main tasks is forest management, largely the responsibility of forester Thomas Achermann. The Bürger- gemeinde owns over 800 hectares of forest in the valley, leases around 700 hectares from the Abbey, and manages much of the 500

around 800 of Engelberg’s almost 1,000 inhab- itants are eligible to vote. As the organisation’s proper ty is spread across the entire valley, there are always people asking for permission to use a pathway or plot of land. “We make deci- sions in the public interest, as we want to make our community attractive to as many people as possible,” explains Sepp. The farmer and family man always has the nex t generation in mind: “I think it’s impor tant that we leave the kids who are growing up today a good inheritance.” Sepp approaches most of his tasks as

hectares of private forest. It also owns agricultural land, an apar tment building, Dürrbach car park, various stocks and shares, and all the valley’s chapels. This by no means complete list

president of the Bürgerge- meinde from an entrepre- neurial standpoint. However, there is one task where the organisation has a more political role: the naturali- sation of immigrants. Al-

“We have a responsibil- ity to our citizens.”

of the Bürgergemeinde’s proper ty gives an idea of how varied the job of its president is. When Josef – or “Sepp” – was appointed president of the Engelberg community or- ganisation in 2004 at the age of 32, he had to swot up on many subjects. “It was hard to know which exact pieces of land belonged to the Bürgergemeinde, where their boundaries ran, and what agreements they were sub- ject to,” he recalls. Even today, Sepp doesn’ t know it all of f the top of his head, but he has plenty of records he can refer to and there are always people to ask for advice. He says that the members of the Bürgergemeinde work well as a team and that even when their monthly meetings get a little heated, they always go for a drink together af terwards. The majority usually decides, but if there’s a bigger decision to be made – like whether to buy a new piece of equipment cost- ing 50,000 francs – a proposal has to be sub- mitted to the annual general meeting, where

though many aspects of this process are dealt with at federal level, the Bürgergemeinde is responsible for ensuring applicants are well integrated. “We take this role ver y seriously as we have a responsibility to our citizens.” Sepp does not hide that this is not one of his favour- ite jobs, but on the whole he enjoys his work. It expands his horizons and has taught him some impor tant life lessons over the years. Sepp isn’ t sure how many hours he puts in a week as there is no fi xed workload. “But there’s something for me to do ever y day,” he says. Someone always has a question about something. “It’s cer tainly an advantage that, as a farmer, I can organise my own time.” The members of the Bürgergemeinde do not have to be af filiated with a par ticular political par ty, but they cannot hold of fice for more than 16 years. Sepp, now 40, has si x years lef t. In two years he wants to run for president again, so that for the last four years of his tenure he can continue to work hard for the good of Engelberg.

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statements

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statements

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Fokus | focus

Die Nase der Titlis-Nordwand.

An frei hängenden Seilen lässt es sich wie Spinnen klettern.

The rocky promontory on the north face of the Titlis

Climbers shinny up fixed ropes like spiders.

SaugendeTiefe inder Titlis-Nordwand Scaling the north face of the Titlis Text & Fotos: Reto Ruhstaller*

Fürenalp über die Alp Hohfad hoch zum Wand- fuss. Wir hatten uns eine Linie im flacheren, linken Wandteil vorgenommen. Irgendwie ahnten wir den geschichtsträchtigen Moment, und so bohrten wir den ersten Bohrhaken gemeinsam mit der Hand an der Bohrmaschi- ne. Es ist auch der erste Bohrhaken in der über zwei Kilometer breiten Wand, ein gewaltiges Privileg, als Pioniere unterwegs sein zu dürfen. Auf halber Wandhöhe demotivierten uns schliesslich Grasbänder und Lawinen, die sich rechts von uns aus den Schneehängen oberhalb der Wand entluden, mal wieder kreisten meine Gedanken zu den riesigen Überhängen im Zentrum der Wand und zur Nase, die keck darüber hinausragt. Und plötzlich in den fernen Bergen Perus im Jahr 2003 fasste ich den Entschluss, eine direkte Linie durch diese Überhänge anzugehen. Dort war man von Lawinen oder Steinschlag ge- schützt, und der Fels schien exzellent zu sein. Zurück in der Schweiz war Bernd erneut Feuer und Flamme beim Projekt mitzutun, und so querten wir wenig später auf einem versteck- ten Band in der Wandmitte direkt unter die Nase. Der Blick hoch war respekteinflössend. Seil- länge um Seillänge mit Kletterei so steil wie in den heutigen Indoorhallen erschlossen wir. Am jeweils nächsten Tag stiegen wir an den fixier- ten Seilen frei hängend wie Spinnen wieder zum höchsten Punkt hoch. So entstand sie langsam, aber stetig: die Route «Land ohne Herren» 7c. schreckten uns zurück. In der Folge verloren wir das Interesse an der Wand und lebten unseren Erstbegehungs- drang an anderen Wänden der Schweiz aus. Doch immer

Auf dem Bauch liegend schieben wir uns vorsichtig zur Felskante vor. Der Blick schweift weit hinunter auf das Kloster von Engelberg, die winzig kleinen Sonnenschirme des Res- taurants Wasserfall, das leuchtend grüne Gras des Golfplatzes und gleitet schliesslich direkt hinab über die an dieser Stelle 500 Meter hohe Wand. Im oberen Teil hängt sie bis gegen 50 Meter über, und so erscheinen die Platten in der Wandmitte, über die wir zu Beginn des Tages hochgeklettert sind, fast surreal. Wir befinden uns auf der von weither

sichtbaren Nase oberhalb der Überhänge der Titlis- Nordwand. Ein wunderba- rer Ort: oben so flach, dass man einen Gartentisch darauf setzen könnte; un- ten nur gähnende Leere.

Es gibt kaum ein schöneren Ort, um der Hitze und dem Trubel des Sommers im Tal zu entfliehen.

Soeben haben wir unsere Route «Land ohne Herren» fertig erstbegangen. Die erste alpi- ne Sportkletterei im zentralen Wandteil der Titlis-Nordwand, erstbegangen im Jahr 2006. Ein langer Weg führte zur Vollendung der Route. Bereits Anfang der Neunzigerjahre weckte die riesige Wand mein Interesse. Die sensationelle Freerideabfahrt «Galtiberg» schlängelt sich direkt dem Wandfuss entlang, und so waren die kompakten Platten und gewal- tigen Überhänge nicht zu übersehen. Auffal- lend waren vor allem die Knobs, die überall wie überdimensionale Warzen aus den Felsplatten zu wachsen scheinen. Es sind sogenannte Silexe, Überreste von Seeigeln, die auf den Ursprung der Kalkwände in der Tiefe der Urmeere zeugen. Es war ein Leichtes, meinen Kletterkol- legen erster Stunde, Bernd Rathmayr, Berg- führer und Geologe, davon zu überzeugen, in der Titlis-Nordwand einen Augenschein zu nehmen. Und so stapften wir Mitte Mai 1995 mit schweren Rucksäcken von der Talstation

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fokus | focus

Dem Reiz der Titlis-Nordwand ist auch Matthias Trottmann verfallen, der hier die schwers- ten Nordwandrouten der Schweiz erschlossen hat. Another climber drawn to the north face of the Titlis was Matthias Trottmann – the man who developed Switzerland’s hardest north-face routes.

of the clif f. We were going to climb the f lat- ter, lef t-hand sec tion of the nor th face. When it came time to drill in the f irst bolt, we some- how sensed this was a historic moment, so we made sure we each had a hand on the drill. It was the f irst bolt ever to be put in the 2 km expanse of the nor th face, and we feel priv i- leged to have been the pioneers behind it. Ha lfway up, though, grass ledges star ted to wear away our motivation, and ava lanches cascading of f rocks to the right forced us to ca ll it a day. We subsequently found other

As we wriggled to the edge of the clif f, a magnif icent v iew opened before us: Engelberg Abbey, tiny sunshades outside the Wasser fa ll restaurant, and the lush expanse of the golf course. Nex t, our gaze slid down over the rock face beneath us that descended 500 metres into the va lley. The upper sec tion jut ted out by 50 metres, lending a surrea l air to the slabs in the midd le of the rock face that we had just sca led. Our route had brought us to the rocky promontor y, v isible f rom miles around, that sits above the impressive overhangs of the

places in Switzerland where we cou ld satisf y our thirst for the rush of a f irst as- cent. But my thoughts kept returning to those massive overhangs and the promon- tor y that stretched out so

nor th face of the Titlis. It is a wonder f u l place, so f lat you cou ld a lmost set up a picnic bench and sit gazing over the yawning emptiness before you. We were celebrating the f irst ascent of a route

There are few places more beautiful than this to escape the summer heat and hubbub in the valley below.

audaciously above them. Then, when climb- ing in Peru in 2003, I decided I wou ld tack le the Titlis again, this time taking a straight line through the overhangs, which wou ld protec t me f rom ava lanches and rock fa lls. When I returned to Switzerland and told Bernd, he was raring to go. Soon, we were back on track, cut ting across a concea led ledge direc tly below the promontor y. The v iew above was one of the most awe-inspiring I’ve have ever seen. Pitch by pitch, we made our way up, on a climb as steep as any on indoor wa lls today. We star ted each day by climbing, spider- like, up the f i xed ropes to where we had lef t of f the day before. That was how, slowly but surely, we created our route, the Land ohne Herren (7c). Later, other climbers were a lso drawn to the nor th face. Mat thias Trot tmann f rom Zurich gave Switzerland its hardest nor th- face routes when he opened the Hat tori Hanzo (8b+) and Piz da l Nas (8b) on the Titlis.

we wou ld christen Land ohne Herren (“Land without masters”). It was 2006 and we had just become the f irst to take on the centra l sec tion of the nor th face of the Titlis and win. This was no overnight success; the stor y goes back to the early 90s, when I f irst became interested in the colossa l nor th face. The Ga ltiberg f reeride descent winds a long the foot of the rock face, so whenever I rode it, I cou ldn’ t miss the compac t slabs and massive overhangs above me. Par t of what made it so fascinating were the bumps stick- ing out f rom the rock like oversized war ts. They are ac tua lly sea urchin fossils – a v isua l reminder that these limestone clif fs began their lives deep in the primordia l oceans. It was easy to persuade my long-time climbing companion Bernd Rathmay r to join me in tack ling the nor th face of the Titlis. In May 1995, weighed down with heavy ruck- sacks, we set of f f rom Fürena lp va lley station and made our way over Hohfad A lp to the foot

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* Reto Ruhstaller, aufgewachsen in Horw und heute wohnhaft in Einsiedeln, ist Jurist und Bergführer. Er kennt den Titlis seit seiner Kindheit. Er blickt auf zahlreiche Erstbegehungen zurück, unter anderem auf die interna- tional bekannte "Deep blue sea" in der Eiger-Nordwand. *Reto Ruhsta ller, a lawyer and mountain guide, grew up in Horw and today lives in Einsie- deln. His relationship with the Titlis began when he was just a boy. Over the years he has made many f irst ascents, including the world-renowned Deep Blue Sea on the nor th face of the Eiger.

Silexe, Überreste von Seeigeln, Zeugen der Vergangenheit. Sea urchin fossils captured in f lint: a window into the past.

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Das Engelberger Klosterbräu ist ein naturtrübes, mit Engelberger Quellwasser hergestelltes Bier, das nach einem Spezialrezept von der Brauerei Luzern gebraut wird. Engelberger Klosterbräu is a naturally cloudy beer made using Engelberg spring wa- ter and brewed to a special recipe by Brauerei Luzern.

GoliathgegenDavid David takes on Goliath Text: Jon Bollmann; Fotos: Verein Engelberger Klosterbräu

Der Weltuntergang kam am 29. August 2008, und er veränderte die Innerschweizer Landschaft. Zumindest die Bierlandschaft. Denn an diesem Tag wurde mit der Brauerei Eichhof die letzte einheimische Grossbrauerei ins Ausland verkauft. Der Aufschrei der bierliebenden Innerschweiz war gross, und der holländische Heineken-Konzern, welcher die Übernahme- schlacht gewonnen hatte, wurde weitherum boykottiert. Während dieser emotionalen Zeit tra- fen sich der Engelberger Anian Kohler und der

dem Verkehr genommen werden. Sie beschlag- nahmte das Bier, versiegelte den Lagerraum und wünschte ein schönes Wochenende. Rasch war klar, dass die «Iitrinkete» nicht wie geplant würde ablaufen können. Doch als PR- und Medienprofi sah Engler im Vorfall auch Potenzial für eine Geschichte, weshalb er in einer zweiten Medienmitteilung das Vorgehen von Heineken thematisierte. Dann öffnete er mit seinen Vereinskollegen zur «Iitrinkete» auf dem Dach des versiegelten Lagerraums fremdes Bier. Einen Tag später stand im «Sonntags-

Wahlengelberger Conrad Engler auf ein Bier und be- schlossen spontan, dass das Feld nicht alleine den «faden» Holländern überlassen werden könne. So entstand die Idee eines neuen Bieres, das auf den

blick»: «Heineken schäumt über wegen Keineken.», was Engler sofort an die Medi- en in Holland weiterleitete. Als der holländische Zweig der Nachrichtenagentur AP die Geschichte internatio-

Das Engelberger Klosterbräu ist ein naturtrübes, mit Engelber- ger Quellwasser gebrautes Bier.

subtilen Namen «Keineken» hören sollte. Rasch trommelten sie eine Truppe von Freigeistern zusammen und gründeten den Verein Keineken, der die Pläne humorvoll und zügig vorantrieb. Das Projekt nahm schnell Fahrt auf, und schon bald wurden die ersten Flaschen, Gläser und T-Shirts nach Engelberg ausgeliefert, deren Ankunft von über 200 vorfreudigen Mitglie- dern sehnlich erwartet worden war. Als Mitte Woche alles bereitstand für die samstägliche «Iitrinkete» , versandte Engler voller diebischer Vorfreude eine Medienmitteilung und rief zur Teilnahme an diesem historischen Anlass auf. Doch er hatte die Rechnung ohne den «nederlandse Gastheer» gemacht, der ebenfalls von der Aktion Wind bekommen hatte. Denn bereits wenige Stunden nach dem Versand der Medienmitteilung kam die Polizei vorbei und streckte dem verdutzten Engler eine superpro- visorische Verfügung unter die Nase: die Ver- wechslungsgefahr sei gross und sämtliche Ware mit Keineken-Aufdruck müsste vorsorglich aus

nal weiterstreute, brach der Damm, und die Geschichte ging um die Welt: jede Redaktion, in deren Gebiet Heineken eine Brauerei über- nommen hatte, berichtete vom humorlosen Vorgehen des internationalen Grosskonzerns gegen den kleinen Engelberger Jux-Verein. Der Image-Schaden für die Holländer war gewaltig und die Rechtslage unklar. Immerhin durfte der Verein das mit Marker und Glasritzer zensurierte Promomaterial für die nächste Bieridee weiter- verwenden und das beschlagnahmte Bier nach Überkleben der Etiketten artgerecht entsorgen. Viel später fanden sich die Parteien in einem Vergleich, gemäss dem Engler das Wort «Keineken» unter Androhung einer Busse bis heute nicht mehr aussprechen darf. Das muss er aber auch nicht mehr, dann der Verein braut heute aus reinem Titlis-Quellwasser das «En- gelberger Klosterbräu», das in verschiedenen Engelberger Restaurants und Läden erhältlich ist. Die ausführliche Geschichte finden Sie hier: www.engelbergerklosterbraeu.ch.

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Seit dem 1. August 2010 wird im Klosterdorf Engelberger Kloster- bräu getrunken. Dieses ist in ver- schiedenen Restaurants und Lä- den erhältlich, zudem wird es im Festzelt des Vereins Engelberger Klosterbräu während der Bundes- feier vom 1. August ausgeschenkt.

Since 1 August 2010, people in Engelberg have been able to enjoy Engelberger Klosterbräu. It is available in various local restaurants and shops and is also served in the club’s own beer tent during Swiss National Day festivities on 1 August.

29 August 2008 was a doomsday of sorts; it changed the landscape of Central Switzerland – at least as far as beer was concerned. On that day, Brauerei Eichhof, the last big local brewery, was sold to foreign investors. This caused great outcry among the beer lovers of Central Switzer- land and led to a widespread boycott of Dutch brewing company Heineken, which had won the bidding war. It was during this tumultuous time that Anian Kohler and Conrad Engler met for a beer and spontaneously resolved not to surrender

It was immediately apparent that the Iitrinkete could not to take place as planned. However, as a PR and media specialist, Engler saw the setback as an oppor tunity to orches- trate a public relations coup and sent out a sec- ond press release detailing Heineken’s actions. He and the other members of his club cracked open a dif ferent beer and held the Iitrinkete on the roof of their sealed-up storeroom. The nex t day, the Sunday edition of the Swiss newspaper Blick printed a story titled “Heineken foaming with rage about Keineken”.

the field to the “ tasteless” Dutch giant. They hatched the idea to create a new beer, cheekily naming it “Keineken” – which loosely translates as “No Heineken”. In no time they had rounded up a cadre

Engler wasted no time in pass- ing the story on to Dutch news outlets. When it was picked up by the Associated Press of fice in the Netherlands, the story f looded the interna- tional press. Editorial of fices

Engelberger Klosterbräu is a naturally cloudy beer brewed with Engelberg spring water.

of freethinkers and founded the Keineken club, which promptly and wittily pursued their plan. The project quickly picked up steam and the club’s 200 members eagerly awaited the arrival of the first bottles, glasses and T-shir ts. Midweek, when every thing was set for the “Iitrinkete” – a festive raising of the glasses to toast the launch of the new beer – Engler mischievously published a press release entreating all to be par t of the historic occasion the following Saturday. Yet he had failed to account for the reac- tion of his Dutch neighbours, who had got wind of the event. Only hours af ter he published his press release, the police paid the bewildered Engler a visit. They handed him a trademark infringement injunction stating that the brands could easily be confused and that all products with “Keineken” printed on them had to be removed as a precautionary meas- ure. They confiscated the beer, sealed of f the storeroom, and wished him a nice weekend.

in every place where Heineken had taken over a local brewery repor ted on the global beer gi- ant’s humourless treatment of the whimsical little club in Engelberg. The Dutch corporation’s image took a major hit while the legal situa- tion remained murky. At any rate, the club was allowed to use the promotional material – once it had been censored using markers and glass cutters – for its nex t beery idea, and it was able to dispose of the confiscated beer in a befitting fashion af ter putting new labels on the bottles. Much later, the par ties arrived at a settlement. Engler now faces a fine if he ever mentions the word “Keineken” again. Thankfully, he no longer has any reason to do so, as the club now produces “Engel- berger Klosterbräu”, a beer brewed us- ing pure Titlis spring water that is sold in many restaurants and shops in Engelberg.

A more in-depth version of this story is available at: www.engelbergerklosterbraeu.ch.

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Engelberg, einextra-starker Gastgeber Extra-strong in Engelberg Text & Fotos: PR Fisherman’s Friend StrongmanRun

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Seit dem letzten Jahr ist Engelberg um eine besondere Attraktion reicher: Der «Fisherman’s Friend StrongmanRun», der stärkste Lauf der Schweiz, hat Engelberg als neues Kampfparadies entdeckt, und ist gekommen, um zu bleiben. Genau wie Benji, der in diesem Jahr das mitglie- derstärkste Team gemeldet hat. Kein ungewohnter Anblick für die Einhei- mischen: Scharenweise kostümierte Gruppen, die ausgelassen durch Engelberg ziehen. Nicht ungewohnt, imWinter, wenn Fasnacht ist. Seit dem letzten Jahr beobachten die Engelberger

Spass und Ulk auch Schweiss und Schnauf kosten. Besonders beliebt ist die Teilnahme im Team. Bonbonhersteller und Veranstalter Fisherman’s Friend («Sind sie zu stark, bist du zu schwach») hat sich dieses Jahr für Teamplay- er ein besonderes Zückerchen einfallen lassen. Dem Teammit der stärksten Teilnehmerzahl winkte der dreitägige Komfort eines Ferien- Appartements in Engelberg. Gewonnen hat ein Team, dessen Name Programm ist: «25up». Teamgründer Benji hat sich im Vorjahr zu seinem 25. Geburtstag den Lauf als Geschenk gemacht

dieses Treiben aber mitten im Sommer, heuer am 7. Juni. Die Teilnehmer des «Fisherman’s Friend StrongmanRun», die üb- rigens zu einem erstaunlichen Anteil weiblich sind, begnügen sich nicht nur damit, die rund

und sich gewünscht, dass sein Team konsequenterweise 25 Läufer zählt. Nachdem dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist, lautet das Motto für den diesjährigen Lauf ehrgeizig: «25-up», also irgendwie noch

Die Mischung aus Spass und sportlicher Herausforderung machen den «Fisherman’s Friend StrongmanRun» einmalig.

20 Kilometer läuferisch hinter sich zu bringen. Sie lieben es, dabei über Hindernisse zu kraxeln, durch kaltes Wasser zu waten, über verschlamm- tes Erdreich zu rutschen und die Sprungschanze als Steilvorlage rückwärts zu bewältigen. Und sie machen sich gerne in ausgefallenen Kostü- men auf den Weg, um die Zugehörigkeit zu einem Laufteam kenntlich zu machen oder einfach aus purem Spass. Es ist schon ein etwas irritierender Anblick, wenn über 6000 kunterbunte Läuferin- nen und Läufer voller Enthusiasmus johlend und lachend am Start stehen und es kaum erwarten können, sich den beinharten Strapazen des «Fisherman’s Friend StrongmanRun» zu unterzie- hen. Da gibt es etwa die legendäre Pneu-Strecke, auf der sich die Teilnehmenden mühsam über aufgestapelte Autoreifen wursteln müssen. Oder sie kriechen auf matschigem Untergrund unter Netzen durch bis sie zur Unkenntlichkeit in Dreck getaucht, kaummehr aus den Augen sehend. Auch Schaum, Rauch und Elektroschocks gehören zu den Attraktionen auf der Rosstour, die trotz

mehr als letztes Jahr. Obwohl vom Vorjahr nur noch zwei Wiederholungstäter übrig blieben, folgten dieses Jahr 29 verwegene Läuferinnen und Läufer dem Aufruf des 26-Jährigen. «Es war eine typische Bieridee», lacht der Oltener, der vom Erfolg seiner Mission selber überrascht war. Unter seinem Team befinden sich eini- ge, die letztes Jahr schon als Zuschauer dabei waren, solche mit sportlichen Ambitionen und solche, die sich gruppendynamisch überreden liessen, ein neues Abenteuer einzugehen. Genau diese Mischung aus Spass und sportlicher Herausforderung ist es denn auch, die den «Fisherman’s Friend StrongmanRun» einmalig macht. Der Lauf, der vor sieben Jah- ren in Deutschland mit rund 1600 Teilnehmer erstmals durchgeführt worden ist, findet mittlerweile auch in Holland, Belgien, Itali- en, Frankreich, Luxemburg, Österreich und in Deutschland bereits an einem zweiten Standort statt. Damit gilt der «Fisherman’s Friend Strong- manRun» als grösster Hindernislauf der Welt.

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Since last year, a very special event has been added to Engelberg’s attractions: the Fisher- man’s Friend Strongman Run, the toughest race in Switzerland, has discovered Engelberg as the perfect competition grounds, and it is here to stay. The same is true of Benji from Olten, who has registered the biggest team of the year. A huge swarm of people in fancy dress wandering merrily through the streets of Engelberg is not an unusua l sight. Not unusua l, that is, during Carniva l season in late winter. But for the f irst time last year, Engelberg loca ls obser ved this phenomenon astonishing number of strongwomen, are not interested in merely completing a 20 km race; they love to climb obstacles, wade through cold water, skid across muddy terrain and even tack le the ski jump backwards. And they do a ll this in fancy dress, either to identif y them- selves as par t of a team or simply to add an ele- ment of f un. The sight of the over 6,000 mu lti- coloured competitors is somewhat bemusing as they stand at the star ting line laughing and cheering, seemingly unaware of the incred- ibly tough cha llenges ahead of them. These include the legendar y ty re cha llenge, which sees par ticipants laboriously making their way through stacked car ty res. They a lso have to crawl through under large nets across a carpet of mud until they are covered in it beyond rec- ognition. Foam, smoke and elec tric shocks a lso feature in the event, which guarantees f un and laughs but a lso plenty of sweat and snor ting. Taking par t as a team is par ticu larly pop- u lar. Organiser Fisherman’s Friend, the popu- in the height of summer, and they will be able to do so again this year on 7 June. Par ticipants in the Fisher- man’s Friend Strongman Run, who happen to include an

lar brand of menthol lozenges whose mot to is “You’re too strong to be weak ”, came up with a specia l treat for this year’s team players: the team with the most par ticipants won a three- day stay in a holiday apar tment in Engelberg. The winning team has the telling name of 25up. Team founder Benji f rom the town of Olten signed up to the race last year to mark his 25th bir thday, and his bir thday wish was to have a team of 25. Hav ing had his wish granted, he was feeling ambitious about this year’s race and aimed to have an even bigger team than last year – 25up, so to “It was one of those typica l drunken ideas,” laughs Benji, who was himself surprised at the success of his mission. Team members include some people who at tended last year as spec ta- tors, some with spor ting ambitions, and some who were simply seduced by the group dynam- ics and agreed to embark on a new adventure. It is precisely this combination of f un and physica l cha llenge that makes the Fish- erman’s Friend Strongman Run so unique. The race, which took place for the f irst time seven years ago in Germany with around 1,600 par ticipants, now a lso takes place in the Netherlands, Belgium, Ita ly, France, Luxem- bourg, Austria, and at a second location in Germany. The Fisherman’s Friend Strongman Run is therefore probably the largest obstacle course in the world; last year it at trac ted a tota l of 40,000 runners. The event has become increasingly popu lar in Switzerland since 2010 and is a lways booked out well in advance. speak! Even though on ly two people f rom last year’s team are coming back for more, a tota l of 29 daredev il par tici- pants will be joining the now 26-year-old in this year’s race.

The combination of fun and physical challenge makes the Fisherman’s Friend Strongman Run unique.

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Silvia Hurschler Bieri, ihr Mann Martin und Sohn Aaron füh- ren seit Ende 2013 die auf 1956 Metern und auf Urner Boden gelegene Spannorthütte. Since late 2013, Silvia Hurs- chler Bieri, her husband Martin und their son Aaron have been running the Spannort lodge, set among the Uri Alps at 1,956 metres above sea level.

Die Spannorthütte wurde 1880 eröffnet. Sie ist die älteste SAC- Hütte in Engelberg und Umgebung. Sie gehört der Sektion Uto (ZH) des Schweizerischen Alpen-Clubs. The Spannort lodge opened in 1880. It is the oldest Swiss Alpine Club (SAC) mountain hut in Engelberg and the surround- ing area, and belongs to the Uto section (Zurich) of the SAC.

KreativeundandereHöhenflüge Highly creative Text: Mirjam Infanger-Christen; Fotos: zvg; Christian Perret

Die Engelbergerin Silvia Hurschler Bieri hat mindestens zwei Leidenschaften, nämlich die Berge und Handarbeiten. Ihre Liebe zur Natur führt sie zur Spannorthütte, die sie seit Ende 2013 mit ihremMann leitet. Dank ihrer ge- schickten Hände und ihrer kreativen Rastlosig- keit verkauft sie zudem in der ganzen Schweiz Gürtel und Taschen aus alten Veloschläuchen sowie Schals, Mützen und Stirnbänder aus farbenfrohen Stoffen. Die Spannorthütte übt eine magische Anziehungskraft auf die Engelbergerin aus. Die

unterzeichneten also einen Zweijahresvertrag mit der Sektion Uto des Schweizerischen Alpen- Clubs. Während Silvia von Montag bis Freitag al- leine in der Hütte zum Rechten sieht, unterstützt Martin, der als Greenkeeper auf dem Golfplatz Engelberg arbeitet, vorwiegend an den Wochen- enden seine Frau. Silvia kann zudem auf die Mit- hilfe ihrer vier Töchter zählen, die «das Spann- orthütte-Fieber langsam wieder entwickeln». Es gibt viel anzupacken auf 1956 Metern in der Hütte, die in einmaliger, wilder Umge- bung am Fuss des Schlossbergs und unweit des

vergangenen Jahre zog es sie und ihre Familie immer und immer wieder Richtung Spannorthütte. «Es ist unsere alljährliche Tour», erzählt sie. Ihr Sohn Aaron, der jetzt drei Jahre alt ist, sei als Baby

Kleinen und des Grossen Spannorts liegt. An Strom gibt es eben so viel, wie die Sonne produziert. Gekocht und gebacken wird vornehm- lich mit einem Holzherd. Der Speiseplan musste bereits vor

Was hier an Bequemlichkeit fehlt, wird durch einmalige Romantik wettgemacht.

hochgetragen worden. «Der jüngste Besucher der Spannorthütte überhaupt, wie unsere Vorgänge- rin Marianne Rohrer-Lehmann uns bestätigte.» Und eben dieser Marianne ist es zu verdanken, dass die Familie Hurschler Bieri Gastgeberin in der Spannorthütte ist. Denn als Marianne und ihr Mann Thomas nach zehn Jahren ihr Amt als Hüttenwarte abgeben wollten, war klar, wen die beiden als ihre Nachfolger im Auge hatten: Silvia Hurschler Bieri und ihren Mann Martin Bieri. Eine so grosse Verbundenheit mit Hütte und Natur sowie die gewinnende Art der Familie Hurschler Bieri erschienen ihnen als ideale Vor- aussetzung, um die Hütte, die dem Zürcher Ver- ein SAC Uto gehört, erfolgreich weiterzuführen. Dennoch: Eine solche Aufgabe zu überneh- men, will wohl überlegt sein. Silvia und Martin wogen Vor- und Nachteile ab und kamen zum Schluss: «Wenn, dann jetzt! Wir haben immer zu- einander gesagt, dass eine Hütte wie die Spann- orthütte oder auch eine Jugendherberge schon etwas wäre, das wir gerne führen würden.» Sie

der Eröffnung der Hütte Mitte Juni stehen: «Alle lange haltbaren Lebensmittel werden mit dem Helikopter hochgeflogen.» Frisches wie Gemüse und Obst tragen Martin und Freunde der Fami- lie im Rucksack hoch. Denn: «Der Aufstieg zur Hütte ist zwar steil, dauert aber ab Stäfeli nur eine Stunde», so Hüttenwartin Silvia. Was sie mit Aaron auf dem Rücken schafft, vollbringen kräftige Männer allemal – mit Leichtigkeit. Die Ruhe oben ist einmalig, nur das Rauschen der Bäche, die grossartige Aussicht auf den Titlis und die umliegenden Berge und dazu ein feines, einfaches Mahl aus Silvias Küche. «Obwohl die Küche klein und einfach ist, soll es nicht an Abwechslung und Frische beim Essen fehlen. In der Spannorthütte kannst du mit frischem Brot und hausgemachter Konfitü- re zum Frühstück rechnen. Am Tag verwöhne ich gerne die Gäste mit einer währschaften frischen Suppe und speziellen Spätzlipfannen und natürlich Kuchen und Wähen. Abends versuche ich auch beim Nachtessen viel Fri-

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Währschaft, frisch, abwechs- lungsreich – was in der Spannort- hütte auf den Tisch kommt, ist mit viel Liebe zubereitet worden. Wholesome, fresh and varied – everything served up the Span- nort Lodge is lovingly prepared.

Spezialnähmaschine, mit denen Silvia die «abge- fahrenen» Veloschläuche zu Taschen und Gürtel verarbeitet, den Sommer hindurch in der Spann- orthütte steht? Weit gefehlt, nicht nur, weil nur dann Strom zur Verfügung steht, wenn die Solar- anlagen diesen produzieren können! «Ich habe nur bei schönem Wetter Strom, doch dann werde ich alle Hände mit den Gästen zu tun haben», und wenn der Himmel wolkenverhangen ist oder es gar regnet, hätte sie zwar Zeit, aber keinen Strom. Daher werden sich fleissige Helferinnen im Tal um die Aufträge kümmern, die täglich oder jene kreative Idee ent- wickeln, wie sie ihr Angebot erweitern könnte. Ein Sorti- ment an Stirnbändern wird übrigens in der Spannorthütte erhältlich sein. Und der kleine Aaron? Er wird wohl Steine aufeinandertürmen und «Steimanndli» (Stein- männchen) erschaffen, wird Gäste unterhalten und vielleicht diesen oder jenen liebenswürdi- gen Schabernack treiben. Vielleicht auch Blüm- chen für seine Mutter sammeln. Und er wird Bei- spiel dafür sein, dass keiner zu klein ist, um die Spannorthütte zu seinem Wanderziel zu machen. Hüttenwartin auf der Spannort- hütte – ein Abenteuer? «Definitiv!», meint Silvia Hurschler Bieri und bekräftigt dies mit einem herzerfrischenden Lachen. online eingehen. Silvia selbst wird sich Häkel- und Strickar- beiten widmen und wohl diese

sches auf den Tisch zu bringen.» Selbst wenn Silvia über kein Wirtepatent verfügt, das man in der Schweiz benötigt, wenn man in einem Restaurant Alkohol ausschenken darf: Auch in der Spannorthütte gibt es dieses oder jenes gebrannte Wässerchen oder einen erfrischenden, sauren Most, denn das Ehepaar Hurschler Bieri verfügt über eine Bewilligung, die der Kanton Uri erteilt hat und die den Hüttenwarten erlaubt, auch alkoholhaltige Getränke zu servieren. Wer noch höher als 1956 Meter hinaus will, als so etwa die Spannörter besteigen will, sollte in der Spannorthütte über- Kletterer. Sie sind einfach eingerichtet, Luxus sucht man vergebens. Doch wer erwartet diesen schon in einer so wildromantischen Gegend, wie man sie auf knapp zweitausend Metern in einer rauen Bergwelt antrifft? Sanitäre Anlagen sind hier urig, will heissen: Die Toilette befindet sich ausserhalb der Hütte. Was hier an Bequemlich- keit fehlt, wird durch einmalige Romantik wett- gemacht. Auch macht man sich auf 1956 Metern etwas anders als im Tal frisch und sauber: Am Waschtrog im Freien, in dem klares, kaltes Was- ser läuft, wird man ebenso sauber wie wach. Wer also um halb fünf Richtung Spannörter loszieht, tut dies ganz bestimmt bei wacher Verfassung. Auch Silvia muss früh aus den Federn, denn die Wanderer sollen sich mit einem kräftigen Früh- stück stärken. Wer Halbpension gebucht hat, be- kommt zudem einen Marschtee mit auf den Weg. Nun sollte man denken, dass Silvia in der Abgeschiedenheit ausreichend Zeit hat, sich neben dem Tagesgeschäft einer Hüttenwartin ihren kreativen Projekten zu widmen. Ob ihre nachten, da es sich empfiehlt, den Klassiker unter den hoch- alpinen Touren frühmorgens in Angriff zu nehmen. In der SAC-Hütte warten daher 40 Schlafplätze auf Wanderer und

Keiner zu klein, ein Spannort- hüttegast zu sein.

www.spannorthuette.ch www.pb-polarbear.ch

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Unter dem Label «pb-Polarbear – made in Engelberg» vertreibt die fünf- fache Mutter aus gebrauchten Veloschläuchen gefertigte Gürtel und Taschen; aus bunten Stoffen entstehen Schals, Stirnbänder und Mützen. In Engelberg sind «pb»-Artikel auf dem Titlis, an der Talstation in der «Linie 8» und im Okay-Shop beim Hotel Bellevue-Terminus erhältlich.

Engelberger Silvia Hurschler Bieri has at least two great passions: the mountains and handi- crafts. Her love of nature has now brought her to the Spannort lodge, which she has been running with her husband since late 2013. Thanks to her dexterity and restless creativity, she also sells belts and bags made from old bicycle tyres as well as colourful scarves, hats and headbands all over Switzerland. The Spannor t possesses a magica l charm for Silv ia. Over the years, she and her family have been drawn back to the lodge time and

signed a two-year contrac t with the Uto sec- tion of the SAC. From Monday to Friday, Silv ia keeps the lodge in order while Mar tin works as a greenskeeper at Engelberg’s golf course. At the weekend he main ly helps his wife out at the lodge. Silv ia can a lso rely on the sup- por t of her four daughters, who are “slowly fa lling back in love with the Spannor t lodge”. There is a lways lots to be done at the lodge, perched 1,956 metres above sea level in unique, wild surroundings at the foot of the Sch lossberg, not far f rom Gross and K lein

again. “It was our annua l trip,” she explains. She and her husband Mar tin even carried their son Aaron, now three years old, up to the lodge when he was a baby – “The youngest-ever

Spannor t. The on ly elec tric- ity they have is what they can generate f rom the sun. Cooking and baking is main ly done on a wood stove. They had to prepare the mea l plan back before the lodge was

What the lodge lacks in lux- ury, it makes up for with its unique, romantic character.

v isitor to the Spannor t, as conf irmed by our predecessor Marianne Rohrer-Lehmann!” It is thanks to Marianne that the Hursch ler Bieri family are now the wardens at the Span- nor t, for when, af ter ten years of running the lodge, Marianne and her husband Thomas decided to hand in the towel, they both had Silv ia and Mar tin f irmly in mind as their successors. The couple’s profound relation- ship with the lodge and its natura l surround- ings, a long with their welcoming nature, conv inced Marianne and Thomas that they were per fec tly suited to successf u lly running the lodge, which belongs to the Zurich-based Uto sec tion of the Swiss A lpine Club (SAC). Of course, Silv ia and Mar tin had to do a fair amount of thinking before deciding to take on this responsibility. They weighed up the pros and cons, and came to the conclusion that it was now or never! They had a lways told each other that they wou ld like to run a mountain hut or a youth hostel. And so they

opened in mid-June: “A ll durable supplies are f lown up by helicopter.” Fresh produce like f ruit and vegetables are carried up by Mar tin and family f riends in their rucksacks: “The as- cent to the lodge may be steep but it on ly takes an hour f rom Stäfeli,” explains Silv ia – if she cou ld manage it with Aaron on her back, strong men can cer tain ly do it without any trouble. The peace up there is unpara lleled; there is lit tle else but the rushing of streams, the magnif icent v iew of the Titlis and surrounding mountains, and Silv ia’s simple but delicious cooking. “A lthough we just have just a sma ll, basic kitchen, we ser ve varied and f resh mea ls. Guests at the Spannor t lodge can look forward to f resh bread and homemade jam for break- fast. During the day I treat guests to f resh, wholesome soup and specia l Spätzli dishes – and there are cakes and f lans too, of course. For supper in the evening I aim to prepare dishes that use a lot of f resh produce.” A lthough they do not possess the licence required in

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